Wastel, der Hund auf dem tollen Sketch Portrait, das von Printm angefertigt wurde, den habe ich nicht gesucht - Wastel hat mich gefunden. Aber das auch irgendwie ziemlich ungeplant - also ich hätte erst mal auch jeder andere sein können…
Wastel fiel mir auf, weil seine Beschreibung des Tierheims bei Facebook geteilt wurde. Wie wichtig doch dieses Teilen ist…. 19 Jahre alter Dackel, zum Sterben ins Tierheim gebracht. Seine Familie, die ihn viele, viele Jahre begleitet hatte, hatte ihn doch wirklich abgegeben um ihn einschläfern zu lassen - weil er doch eh alt sei und manchmal Durchfall hätte…. Sorry, aber wer hat das bitte nicht????
Nein, noch einen weiteren Hund, den wollte ich eigentlich nicht haben, doch einen so alten Hund, der immer in einer Familie gelebt hatte, im Tierheim alleine sterben zu lassen? Nein, das ging auch gar nicht.
Also auf ins Tierheim. Dort saß ein fast weißer Dackel. Die stabile Ausführung, kein zierlicher Mini-Hund sondern eine Langvariante mit langem Radstand. Und weil Wastel ganz nah am Eingang in einem Zwinger saß, hatte er den besten Logenplatz um jeden, der sich dem Tierheim näherte erst einmal seine Stimme zu präsentieren. Stimmgewaltig wie er war, entschied sich natürlich jeder potentielle Adoptant mit Nachbarschaft schon automatisch dagegen, sich diesen Kauz näher anzuschauen. Nein, Wastel mache es den Tierpflegern nicht leicht, ihm eine neue Familie zu finden. Wer will schon einen so alten Hund?
Ich wollte, obwohl mich Wastel erst einmal - typisch Dackel - auch ziemlich ignorierte und sich für alles andere interessierte als für mich. Dackel biedern sich nicht an, Dackel wollen erobert werden. So sah ich beim Probe-Spaziergang auch nur den dünnen Hintern von Wastel - durch seine Kläfferei hatte er nämlich alles andere als Figurprobleme. Er war eher klapperdürr. Size Zero im Alter.
Egal. Der kommt trotzdem mit nach Hause. Der stirbt nicht alleine in einem Zwinger. Basta.
Das Tierheim wollte keine Vermittlungsgebühr für ihn haben. Sie wären doch froh, dass ich ihm ein letztes zu Hause geben wolle. MOMENT! Da hatten sie aber nicht mit mir gerechnet. Ich Kaufe doch keinen Hund! Nur weil er alt ist, hat er und sein Leben den gleichen Wert wie jedes andere Tier, das zur Vermittlung stand. Und außerdem ist die Schutzgebühr kein Kaufpreis sondern soll einige Kosten des Tierheims decken. Wastel wartete schon seit 6 Monaten - was hatte er also schon an Kosten verursacht. Um diese sollte ich mich drücken? Niemals. Wastel hatte für mich - egal wie lange er noch zu leben hatte - den gleichen Wert wie jeder Welpe oder junge Hund. Ich bestand darauf die volle Schutzgebühr für ihn zu zahlen und nahm ihn mit nach Hause.
Der ach so alte und klapperige Hund hatte dort angekommen erst mal nichts besseres zu tun, als sofort aus eigenen Kräften (woher nahm er die nur?) auf die Couch zu springen und es sich dort bequem zu machen. Alles ab sofort meins! Schön, gefällt mir hier!
Meine anderen Hunde waren ihm ziemlich egal. Die Mädels vergötterte er eher, er war da Gentleman - oder Gentledog. Die durften ihm sogar die Leckerchen aus dem Maul klauen. Das nahm er gelassen hin. Die Jungs - was wollen die schon einem Methusalem anwollen? Die waren ihm so was von wurscht.
Wobei wir bei Wurscht schon bei seinem Spitznahmen waren. In England heißen Dackel Sausage Dogs - also Wursthunde. Als fast gänzlich weißer Dackel wurde aus Wastel schnell die „olle Weißwurst“, der mich jeden Tag aufs neue erstaunte mit seiner Energie und seinem Lebenswillen.
Da war nichts von bald sterben! Wastel wollte aber so was von leben! Er war im besten Sinne als typisch deutscher Hund auch als bekannte deutsche Wertarbeit zu bezeichnen.
Ja, er hatte die ein oder andere gesundheitliche Baustelle. Diese waren vor allem im Bereich der Männerkrankheiten zu finden. Hoden-Tumore, Prostata Probleme und alles, was so damit zusammenhing. Klar, dass ein so alter Hund nicht mehr kastriert worden war. Wastel trug seine Schlepphoden mit vollem Stolz. Dank Prostata und einem dem Alter geschuldeten Festigkeitsverlusts des Bindegewebes seiner Männlichkeit, war es immer ratsam nicht zu nah neben ihm zu spazieren, denn das Abklemmen des Pipis lief nicht mehr so zuverlässig und dank des Baumelns der „Wasserspritzpistole“ lief man schnell Gefahr ungewollt als Eigentum markiert zu werden. Gefördert durch den hüpfenden Gang, der Wastel zu eigen war. Wohl aus Lebensfreude.
Ja, Wastel schenke mir sein Herz. Meines gehörte ihm eh schon. Er war einfach klasse! Immer für eine Überraschung gut! Unkaputtbar. So gesehen waschmaschinenfest.
Wastel dachte wie gesagt gar nicht daran zu sterben. Er wollte noch viel erleben und nahm alles mit, was sich ihm bot. Eine Reise nach Spanien? Na logisch! Die olle Weißwurst war dabei. In den Urlaub nach Skandinavien? Aber immer doch! Wastel war dabei.
Sketch Portrait von Printm - eine wundervolle Erinnerung
Erst als Wastel 23 Jahre alt war - ein unglaubliches Alter - musste ich ihn dann doch gehen lassen. Er zeigte es mir auch, dass er nun doch am Ende seiner Kräfte angelangt war. Leiden sollte er nicht. Er sollte hocherhobenen Hauptes gehen dürfen. Er schlief in meinem Arm friedlich ein.
Wer ein wunderbares Tier sucht, dem rate ich immer: nehmt ein Tier mit Lebenserfahrung. Wie viel Zeit einem miteinander bleibt, das weiß man ohnehin nie. Unser Dackel-Johannes-Heesters hat es bewiesen!
Meine enge Bindung zu Wastel & die wundervollen Erinnerungen konnte ich in einem einzigartigen Portrait von Printm verewigen lassen. Ich bin unglaublich glücklich und dankbar für dieses Kunstwerk.
Eure Claudia von Helficus
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